Tourismusschüler*innen auf den Spuren von 1100 Jahren jüdischer Geschichte in NÖ

Die Geschichte des Tourismus vor 1938 ist in aufblühenden Ortschaften wie Payerbach-Reichenau, Semmering und Gloggnitz auch eine Geschichte jüdischer Menschen, die hier lebten und arbeiteten, koschere und nicht-koschere Restaurants, Pensionen, Hotels und Geschäfte besaßen oder hier als Gäste ihre Ferien verbrachten.  Die 1100 Jahre jüdischer Geschichte im „Herzogtum unter der Enns“, dem heutigen NÖ, sind immer noch nicht vollständig aufgearbeitet. Mag. Ingrid Oberndorfer forscht seit 25 Jahren dazu.  Am 16. März war sie im Zuge eines Semesterprojektes zum Judentum der 3. Klassen an der HLT Semmering zu Gast und stattete im Rahmen ihrer Vortragstätigkeit die Jugendlichen mit einer Fülle an Wissen aus, über das wohl die wenigsten Niederösterreicher*innen verfügen.  Oberndorfer führte in die Welt des Mittelalters, in der Juden keine typisch christlichen Berufe ausüben durften und daher auf Handel, Kreditwesen, ärztliche Berufe und Dolmetsch festgelegt waren.  Die Juden verliehen Geld an Herzöge und Bischöfe, die oft auf großem Fuß lebten und nicht immer gute Kreditnehmer waren. Mit der Zeit kam Neid auf; die Juden wurden zu Sündenböcken für die Pest und die großen Erdbeben von 1348/49, sie galten als Brunnenvergifter, Kindermörder, Hostienschänder und bei der mächtigen christlichen Kirche als Ketzer.   Der Hass auf Andersgläubige – bei uns auf Juden – führte immer wieder zu Pogromen, die willkommenen Anlass boten, diese zu enteignen, sich deren Eigentum anzueignen, zu ermorden und zu vertreiben. Konvertierung zum Christentum aus Zwang, Selbstschutz und Angst bzw. gefälschte Ariernachweise  lassen Ingrid Oberndorfer vermuten, dass jeder Dritte jüdische Vorfahren aus den letzten 600 Jahren habe.  Zumindest 60 Jugendliche der HLT Semmering wissen jetzt darüber Bescheid und sehen sich und uns, aus dem Judentum kommend, mit anderen Augen.