(NICHT) MEIN KAFFEE?

Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit… den Welttag des Buches, Kants 300er, die „Faire Woche“ samt Fair-Trade-Kaffeeausstellung. Dann ab über die Hochstraße in die den Tourismusschulen Semmering schräg gegenüberliegende „Kaffeehalle“, welche bereits auf diesen Montagmorgen mit gut 50 Jugendlichen hinträumt. Nicht ihr Kaffee? Sehr wohl, denn: Es lebe nicht nur der Zentralfriedhof, es lebe die Kaffeehausliteratur und mehr als ihre Toten.

Dass Altenberg und Kuh (Anton) eher mit einem idyllischen Ort am Fuße der Rax in Verbindung gebracht werden als mit Österreichs weltberühmter Kaffeehausliteratur, ist einerseits ein bisserl traurig, andererseits auch verständlich, denn keine noch so gut sekundär aufbereitete LiteraTOUR bringt die Jugend auf den Geschmack des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Da muss schon was Frisches her, Buchwelttag-Stern-Star-Leser Walter Baco zum Beispiel und die Jugendlichen selbst, mit Geschichten, die sie interessieren, weil sie sich in ihrem Leben zutragen oder zugetragen haben könnten.

Wie kommt man ins Brennen? Aus Leidenschaft. Das L teilt Leidenschaft mit dem sich gegenüber der Kirche befindlichen Ort des Geschehens – zweimal durch dessen Bezeichnung, „Kaffeehalle“, einmal im Namen ihres Creators und nicht zuletzt durch den Grundriss.

Aus dem Winkel des L-förmigen „Kunstcafés“, im Blick oben erwähnte Südwind-Ausstellung „Bittersüße Bohnen“,  wurden Texte der Jugendlichen im Rahmen eines Contests präsentiert, diskutiert und mit bunten BIO-Eis-Träumen prämiert. Besonders beeindruckt zeigte man sich u.a. von Kurztexten von Stefanie Scheiwein, Thomas Pröll, Richard Wanzenböck und Caroline Lechner. Andreas Lettmayer (Kaffeehalle) und „Eissponsor“ Thorsten Koch sowie Lehrende der TSS Semmering fungierten als Jury.   Parallel dazu arbeiteten Jugendliche und Interessierte aus der Umgebung zum Thema Kaffee im Rahmen von Workshops der Organisation Südwind.

Walter Baco performte Wege aus dem touristischen Niemandsland mit Auszügen aus seinem Roman „Die Erhebung“, Barista-Lady Martina Böck versetzte sich auf einfühlsame Weise in eine Kaffeebohne auf Reisen.  Im Eifer des Gefechts hieß es schlussendlich „Die Waffen nieder!“  Man zitierte und reflektierte Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ im Angesicht der immerwährenden Kriege und setzte ein L für Lebenszeichen ins Heute, Morgen, mit Leidenschaft für mehr als nur Kaffee. Bon Voyage.